Waddinxveen, 14. April 2016 – Es ist nicht das erste Mal, dass der Import von Zitronen, Orangen und Co. aus Südafrika stoppt, weil einige Früchte einen Pilzbefall, die sogenannte Schwarzfleckenkrankheit, aufweisen. Bereits das dritte Jahr in Folge bringt die Androhung eines Importstopps durch die EU zeitgleich zur heimischen Zitrusfrucht-Ernte die Ausfuhr zum Erliegen. Der Unterschied: Dieses Mal werden die südafrikanischen Bio-Bauern zu Sündenböcken erklärt – von ihren konventionellen Kollegen.
Die sogenannte „Citrus Black Spot“- oder Schwarzfleckenkrankheit ist eine Pilzerkrankung, die weltweit in Gebieten mit feucht-warmem Klima auftritt. Die Pilze befallen lediglich die Schale der Zitrusfrüchte und verursachen dort kleine schwarze Flecken, ohne dass die Frucht selbst in Mitleidenschaft gezogen wird oder ein Gesundheitsrisiko für die Verbraucher besteht. Der Schaden ist demnach rein kosmetischer Natur. Trotzdem für die EU Grund genug, den wichtigen europäischen Markt gegen südafrikanische Zitruserzeuger abzuschirmen, während Zitrusfrüchte-Lieferungen aus Südamerika, die bei kleineren Handelsvolumina wesentlich höhere „Black Spot“-Belastungen aufweisen, uneingeschränkt passieren dürfen.
Um wieder Herr der Lage zu werden, opfert der südafrikanische Branchenverband der Zitruserzeuger (Citrus Grower Association, CGA) nun seine ökologisch arbeitenden Mitglieder. In einem CGA-Schreiben vom 7. April 2016 heißt es, die Biobauern hätten sich „freiwillig“ dazu entschlossen, Bio-Zitronen und -Orangen nicht länger in die EU auszuführen, um so das Risiko von „Citrus Black Spot”-Vorfällen für den gesamten Sektor zu reduzieren. Diese Aussage ist bizarr: Denn alle positiven Befunde in den Jahren 2013/2014 betrafen Früchte aus konventioneller Landwirtschaft. 2015 waren es gerade mal 15 Fälle von „Citrus Black Spot“, wovon fünf Bio-Früchte betroffen waren.
Auch das südafrikanische Ministerium für Land- und Forstwirtschaft (DAFF) macht Druck auf den Verband der Zitruserzeuger CGA. Laut DAFF erfordern die EU-Richtlinien, dass bei nur einem positiven „Citrus Black Spot“-Fund das gesamte Lagerhaus für drei Jahre die Exporterlaubnis verliert. Von einer „freiwilligen“ Entscheidung der Bio-Bauern, ihre Exporte stillzulegen, kann also keine Rede sein. Vielmehr wird ihnen damit ein Messer an die Kehle gesetzt, um die von konventionellen Erzeugern dominierte Branche zu schützen.
Einen Sündenbock zu finden, darum scheint es hier eigentlich zu gehen, bevor sich Vertreter von CGA und DAFF morgen, am 15. April, mit EU-Verantwortlichen in Brüssel zu Verhandlungen treffen. Kann kein Kompromiss mit der EU gefunden werden, haben DAFF und CGA bereits angekündigt, das Thema vor die Welthandelsorganisation zu bringen und offen Protektionismus anzusprechen. Doch bis dahin wäre bereits soviel Zeit vergangen, dass die südafrikanischen Bio-Bauern keine Exporteinnahmen erzielen könnten. Ein schwerer Schlag für die stark ausfuhrabhängige Branche.
„Die EU muss erkennen, dass die Schwarzfleckenkrankheit keine Bedrohung für die europäischen Erzeuger ist“, fordert Eosta-Geschäftsführer Volkert Engelsman. „Erkennt sie das nicht, tragen die am nachhaltigsten wirtschaftenden Zitrusbauern Südafrikas unverschuldet die Hauptlast dieses überflüssigen Streits.“
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